„Wir kümmern uns ganz individuell um jede Patientin.”
Wir stellen Ihnen in diesem Oktober die verschiedenen Teams des CHEM vor, welche unsere Brustkrebspatientinnen in jedem Stadium ihrer Krankheit unterstützen und begleiten.
Dr. Dan Jacoby ist einer der Ärzte unseres gynäkologischen Teams und erklärt, wie Brustkrebs diagnostiziert und behandelt wird.
In Luxemburg ist Brustkrebs die häufigste weibliche Krebserkrankung und die Haupttodesursache bei Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren. Oft fängt es damit an, dass die Frau einen Knoten in der Brust spürt. Was tun, wenn man etwas spürt?
Dr. Jacoby: Nicht alles, was man spürt, ist gleich Brustkrebs. Die weibliche Brust besteht aus Drüsen, Fett, Bindegewebe und Haut. Es ist wichtig, dass jede Frau ihre Brust kennt, und weiß, wie Sie sich anfühlt. Meistens handelt es sich bei einem getasteten Knoten um etwas verhärtetes Drüsengewebe oder um gutartige Zysten. Auf der anderen Seite kann es vorkommen, dass die Frauen überhaupt keine Veränderung bemerken. Nicht jeder Tumor ist tastbar. Das Mammografie-Screening ist daher sehr wichtig. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt ein regelmäßiges Screening zwischen 40 und 75 Jahren.
Man kann nicht genug sensibilisieren. Eine von zehn Frauen ist von Brustkrebs betroffen. Jedes Jahr werden in Luxemburg ca. 450 Erkrankungen festgestellt, das heißt, dass an jedem Tag des Jahres wird eine Brustkrebserkrankung festgestellt.
Die Mammografie ist die derzeit am meisten durchgeführte Untersuchung zur Erkennung von Brustkrebs. Auch kleine Anomalien, die nicht spürbar sind, werden bei dieser Röntgenaufnahme erkannt. Kann man auf den Aufnahmen gleich erkennen, ob es sich um eine Krebserkrankung handelt?
Dr. Jacoby: Zeigt sich in der Mammographie eine Auffälligkeit, so erfolgt eine weitere Diagnostik mittels Ultraschall bzw. Kernspintomographie. Bestätigt sich die Auffälligkeit in der weiteren Bildgebung, dann wird eine Probe aus der Brust (=Biopsie) entnommen. Erst der Pathologe kann anhand der Biopsie die Diagnose Brustkrebs stellen. Auch müssen wir wissen um welcher Art von Brustkrebs es sich handelt. Es gibt nicht „den einen” Brustkrebs, es gibt viele verschiedene Arten von Brustkrebs. Genauso gibt es viele verschiedene Behandlungsarten.
Nach der Biopsie heißt es zunächst warten. Für viele Frauen ist dies schlimmste Phase – das Warten und die Ungewissheit. Wir versuchen die Frauen in dieser Phase so gut wie möglich zu unterstützen. Nach Erhalt der Ergebnisse, vereinbaren wir einen sehr kurzfristigen Termin mit den Frauen. Die Frauen werden bei uns von Anfang an psychologisch und von einer ausgebildeten breast care nurse (eine speziell ausgebildete Krankenschwester) mitbetreut.
Wenn die Diagnose „Brustkrebs“ fällt, ist dies für die Patientinnen erstmal ein Schock. Was passiert nun? Wie geht es weiter?
Dr. Jacoby: Selbstverständlich ist die Diagnose Brustkrebs erst einmal ein Schock. Hier ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen um den betroffenen Frauen die Diagnose „Brustkrebs“ zu erklären. Wir können weit mehr als 90 Prozent der Brustkrebserkrankungen heilen! Jeder einzelne Fall wird im Rahmen der Tumorkonferenz besprochen und ein individueller Behandlungsplan wird aufgestellt. Ein OP-Termin kann innerhalb einer Woche anstehen. Wir haben im CHEM eine große Fallzahl an Brustkrebsfällen und haben dadurch eine große Expertise. Eine Erkrankung ist ein Einschnitt und hat Auswirkungen auf das Leben jeder einzelnen Betroffenen und deren Angehörige. Häufig sind die Frauen, die Brustkrebs haben erstmalig mit dem Thema „Erkrankung“ konfrontiert.
In den meisten Fällen wird der Tumor in einer brusterhaltenden Operation entfernt gefolgt von einer Bestrahlungstherapie. Eine Chemotherapie ist in „nur“ 10-15% der Fälle nötig. Bei ca. 5% aller Brustkrebsfälle handelt es sich um den „genetischen“ oder erblich bedingten Brustkrebs, der durch Angelina Jolie sehr viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Dieser wird durch die Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2 sowie RAD51C ausgelöst. Bei gehäuft familiär aufgetretenem Brustkrebs sollte daher eine genetische Beratung und eine Testung mittels Blutentnahme erfolgen. Bei Nachweis dieser Gene heißt dies nicht automatisch, dass man einen Brustkrebs oder Eierstockkrebs entwickeln wird. Das Risiko ist aber erheblich und es bedarf hier einer sehr ausführlichen Beratung der Betroffenen. Die meisten Brustkrebserkrankungen sind aber multifaktoriell, das heißt es gibt viele verschiede Ursachen die letztendlich zu einem Brustkrebs führen können.
Auch Männer erkranken an Brustkrebs. Bei zirka einem Prozent der festgestellten Brustkrebsfälle handelt sich es sich um Männer.